Experiment „Zuckerfrei“
Einige von euch haben ja mitbekommen, dass ich am 01.01.2019 mit der Zuckerfrei-Challenge in das neue Jahr gestartet bin. Ich habe mich Ende 2018 dazu entschlossen dieses Experiment zu wagen, da ich wirklich jeden Tag, zusätzlich zu meinem, in der Weihnachtszeit oft sehr süßen, Frühstück, immer noch Süßigkeiten gegessen habe. Außerdem nahm ich an, dass mein extremer Zuckerkonsum eventuell auch die Ursache für die vielen Unreinheiten in meinem Gesicht sein könnte. Bevor ich euch aber meine genauen Erfahrungen weitergebe, möchte ich euch gern ein Stückchen mit in meine (Ernährungs-)Geschichte mit reinnehmen.
Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, welches sehr auf gesunde Ernährung geachtet hat. Vor allem meiner lieben Mama war das schon immer extrem wichtig. Es gab so gut wie nie Süßkram und getrunken haben wir eigentlich ausschließlich gefiltertes Wasser aus dem Wasserhahn.
Kleiner Einschub: Ich habe mich manchmal echt darüber lustig gemacht, oder vor Freunden dafür geschämt, dass wir immer nur gefiltertes Wasser trinken sollten und meine Mama es als „lebendiges Wasser“ bezeichnet hat, aber heute bewundere ich sie dafür und bin ihr wahnsinnig dankbar! Ich meine, es ist schon krass, dass sie uns das schon Ende der 90er Jahre so vorgelebt hat. So, aber nun weiter im Text.
Es gab dann mal die Situation, dass wir unsere Verwandten besuchten und meine Tante uns eine süße Orangen-Limo anbot. Ich sage euch, ich dachte ich bin im siebten Himmel, weil es solche süßen Getränke bei uns zu Hause niemals gegeben hätte, aber dann kam die „böse“ Überraschung. Ich nahm einen Schluck von der Limo, ich war vielleicht 6 Jahre alt, und ich musste es direkt wieder ausspucken. Das Zeug war einfach so unglaublich süß! Ich konnte das beim besten Willen nicht trinken, weil es mir vieeeeel zu süß war. Heute staune ich darüber, weil mir das zeigt, wie gesund meine Geschmacksknospen damals noch waren und dass wir heute wirklich alle viel zu viel süßes Zeug zu uns nehmen – bewusst und unbewusst. Wir haben uns einfach an eine sehr zuckerhaltige Ernährung gewöhnt.
Als ich dann später im Teenageralter Taschengeld bekam und meine Mama nicht mehr kontrollieren konnte und auch nicht wollte, was wir so zu uns nahmen, da eskalierte ich ein wenig. Ich gab mein Taschengeld hauptsächlich für ungesundes Essen aus. Das gestaltete sich zum Beispiel so, dass ich nach der Schule in den Supermarkt ging, mir dort ein Milchbrötchen, eine Tafel Schokolade und diesen schweißverpackten und für mich damals unglaublich leckeren „Kaffeekuchen“ kaufte und dann zu Hause ALLES auf einmal vor meinem Computer aufaß. Manchmal variierte ich noch mit Schokopuddings, weil die nur 0,30 € kosteten. WOW! Natürlich hatte das auch zur Folge, dass ich extrem zunahm. Mich störte das anfangs nicht, aber irgendwann fühlte ich mich nicht mehr ganz so wohl in meiner Haut, aber da war es schon soweit vorangeschritten mit meiner Zuckersucht, dass ich nicht mehr aufhören konnte so viel süßes Zeug zu essen. Das ging soweit, dass ich mir zu Weihnachten süßen Fruchtsaft wünschte, weil ich ja sonst zuhause nur Wasser trank und z. B. auch Tee ohne mindestens zwei Löffel Zucker oder Honig ungenießbar fand. Ihr merkt also, dass mir meine Freiheiten in Bezug auf meine Ernährung absolut nicht gut taten. Als ich dann ins Internat kam, da war ich so um die 16/17 Jahre alt, pegelte sich das langsam wieder auf ein etwas gesünderes Maß ein.
Eine große Schwäche von mir ist, dass es bei mir nur oft nur schwarz oder weiß gibt. Entweder ich esse und esse und kann mit dem Süßkram gar nicht mehr aufhören, oder ich muss mir Dinge rigoros verbieten. Zum Beispiel könnte ich niemals eine Chipstüte öffnen, die Hälfte der Packung essen und wieder verschließen. Ich würde eine Chipstüte öffnen und einfach alles bis auf den letzten Krümel verputzen, egal wie schlecht mir schon ist. Ich sag nur „Völlerei hallo“! Also, da muss ich echt an mir arbeiten.
Deshalb habe ich mich entschlossen, nachdem gerade in der Weihnachtszeit die ungesunden und süßen Nahrungsmittel wieder überhand genommen hatten, meinen Zuckerkonsum im neuen Jahr extrem zurückzuschrauben und eine Zuckerfrei-Challenge durchzuziehen. Das bedeutete konkret, dass ich keine Lebensmittel mehr zu mir nahm, die 2 g Zucker pro 100 g überschritten und Obst aß ich auch keines mehr. An Gemüsesorten verbot ich mir allerdings nichts. Hauptsächlich aß ich also: Reis, Quinoa, Kartoffeln, viel Öl (als Dipp und um mein Essen saftiger zu machen), Kürbis, Hartkäse, Gemüse und Salat. Ich kaufte nur noch ungesüßte Hafermilch oder Mandelmilch für meinen Kaffee und mein morgendliches Müsli aus Haferflocken und Nüssen.
Hier nochmal meine Gründe für die Zuckerfrei-Challenge:
Haut verbessern (weniger Unreinheiten)
vitaleres / besseres Körpergefühl
gesünderer Lebensstil
1. Woche
In der ersten Woche war ich super motiviert. Ich hab mich kraftvoll gefühlt und verspürte einen extremen Tatendrang. Auch mit meiner neuen Sportroutine lief es sehr gut.
Nicht so toll waren meine Kopfschmerzen, die immer extremer wurden, aber durch meinen extremen Elan, wirkte sich das nicht so heftig auf mein Wohlbefinden aus. Es war okay für mich und ich wusste ja, dass ich garantiert Entzugserscheinungen haben würde.
Also so im großen und ganzen kam ich gut damit klar und ich hatte auch keine Heißhungerattacken.
2. Woche
Die zweite Woche war schon nicht mehr so positiv und die anfängliche Motivation ließ auch stark nach.
Ich bekam Schlafprobleme. Ich konnte nur noch sehr schlecht einschlafen. Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer, genauso wie meine Haut. Das wirkte natürlich sehr demotivierend auf meine Psyche. Ich war dauernd schlecht gelaunt und sah mich regelmäßig süßen Versuchungen gegenübergestellt, weil mein Ehemann an dieser Zuckerfrei -Challenge nicht teilnahm, was auch total okay war. Trotzdem war es hart mir mit meinem Salat auf dem Schoß z.B. saftige Muffins ansehen zu müssen.
Mit dem Sport hat es auch nicht mehr so gut geklappt. Ich konnte mich kaum motivieren ins Fitnessstudio zu gehen, war kraftlos und nach 30 min. Cardio wurde mir schon schwindelig und ich musste abbrechen.
3. Woche
Die Dritte Woche startete ich damit, alles zu hinterfragen. Ich hinterfragte den Sinn dieser Challenge und hatte einfach keine Lust mehr, ich wollte so gern einfach aufgeben und alles sein lassen. Aber mein Ehrgeiz und stolz wollten da nicht so ganz mitmachen. Ich hatte vermehrt Lust auf ein Stück Obst oder zumindest Beeren in meinem Müsli. Und weil ich mir vorgenommen habe, mehr auf meinen Körper zu hören und auf das, was er braucht und mir sagen will, beschloss ich, meine mir eigens auferlegten Regeln etwas zu lockern.
Das bedeutete für mich, dass ich ab Woche 3 Obst aß, aber in Maßen. Beeren im Müsli oder mal ein kleines Stück Banane. Außerdem waren ab der dritten Woche Lebensmittel mit bis zu 6 g Zucker pro 100 g okay für mich. So konnte ich auch endlich wieder Brot und Brötchen usw. zu mir nehmen.
Ich sage euch, dieser Change tat mir, meiner Psyche und meinem Umfeld sehr sehr gut! Meine Laune besserte sich schlagartig, ich konnte wieder mit Freunden zusammen etwas essen und hatte seitdem auch überhaupt keine Heißhungerattacken mehr.
Was mir zu Beginn der dritten Woche einfach bewusst geworden ist war, dass es mir im Endeffekt bei der Challenge nicht darauf ankam, überhaupt keinen Zucker mehr zu mir zu nehmen, sondern einfach meinen Zuckerkonsum auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Sich dabei alles zu verbieten war für mich definitiv nicht der richtige Weg. Für mich persönlich aber unerlässlich, um überhaupt den „Absprung“ von meinem extrem süßen Ernährungsstil zu schaffen und zu einer ausgewogenen, gesunden und zuckerreduzierten Ernährung zu gelangen.
4. Woche
Jetzt befinde ich mich in der 4. Woche und das was ich euch sagen kann ist: seid geduldig mit euch selbst!
Ich fühle mich super gelaunt, habe viel Energie, keine Schlafprobleme, mit dem Sport klappt es gut und vor allem hat sich mein Hautbild extrem gebessert. Meine Haut fühlt sich um Welten glatter an und es kommen kaum noch Unreinheiten nach.
Ich bin wahnsinnig glücklich. Ich würde mich jederzeit wieder für so eine Challenge entscheiden. Mir und meinem Körper hat es gut getan und ich kann sagen, dass ich mein Ziel, welches sich während der Challenge ergeben hat, nämlich meinen Zuckerkonsum zu reduzieren, erreicht habe. Darüber bin ich sehr froh.
Ich möchte diesen Lebensstil jetzt so weiterleben. Ich habe auch gar keine Lust mehr auf Süßigkeiten oder meinen viel zu chemischen und zuckersüßen Schokocappucino, ohne den ich sonst keinen Tag ausgehalten habe.
Ich kann es jedem, der auch so ein Schwäche für sehr zuckerhaltige Nahrungsmittel hat, nur empfehlen sich auch selbst mal zu challengen! Du wirst es nicht bereuen. Und zusätzlich wird dabei ein enormes Bewusstsein dafür geschaffen, wo überall Zucker drin ist und wie die Zuckerindustrie uns mit all dem versteckten Zucker noch mehr von diesen Lebensmitteln abhängig macht. Ich meine, es kann einfach nicht gesund sein, dass ich in den ersten zwei Wochen meines Zuckerentzugs so starke Kopfschmerzen hatte. Zwei ganze Wochen lang! Wahnsinn.
Es gibt zu diesem Thema auch sehr viel wunderbare Bücher. Man sollte sich an so eine Challenge nicht ranmachen, ohne sich vorher wirklich zu informieren.
So, jetzt wisst ihr bescheid und vielleicht fühlt sich ja jemand von euch inspiriert das auch mal zu versuchen. Aber nehmt euch nicht zu viel vor. Jeder Körper tickt anders. Vergesst nicht, auf euer Körpergefühl zu hören und auch danach zu handeln. Für Einige wäre die Methode „von ganz auf garnicht“ wahrscheinlich absolut das falsche. Dann lest euch Ratgeber durch und startet das ganz ruhig.
Die bevorstehende Fastenzeit kann ja auch ein guter Anreiz sein, auf z. B. raffinierten Zucker zu verzichten.
Habt noch einen wundervollen Tag,
eure Jess ♥︎