jesswayofbloggerlife

“Was machst du eigentlich den ganzen Tag als Influencer?”

Diese Frage wird mir immer öfter gestellt, da sich meist niemand vorstellen kann, dass dieser Beruf tagesfüllende Aufgaben mit sich bringt bzw. überhaupt ein echter Beruf ist.

Der Frage danach, was ich beruflich machen würde, habe immer versucht auszuweichen, denn vor den meisten Menschen schämte ich mich sogar dafür. Ich druckste vor mich hin oder überging die Frage sogar. Äußere Einflüsse haben mir tagtäglich suggeriert, dass “Content Creator” oder “Influencer” zu sein kein richtiger Job ist. “Da gehört doch überhaupt nichts dazu. Bisschen in die Kamera lächeln und bei Pinterest nen inspirierenden Text rauskopieren. Das kann doch jeder.” Ich bin einfach der am leichtesten beeinflussbare und sensibelste Mensch, den ich selbst überhaupt kenne. Die Meinungen und Ansichten anderer waren mir schon immer extrem wichtig. Vor kurzem aber haben mir gleich zwei liebe Menschen aus meinem Umfeld unabhängig voneinander so liebe, ermutigende und bestärkende Worte zu meinem beruflichen Weg gesagt, dass ich angefangen habe, über all das nachzudenken. Mir ist bewusst geworden, dass ich stolz darauf sein kann, was ich mache und dass es nichts gibt, wofür ich mich schämen müsste. Ich fühle mich beruflich angekommen. Ich bin stolz auf das, was ich schon erreicht habe, wie ich mich selbst in den letzten zwei Jahren weiterentwickelt habe. Ich bin wahnsinnig froh, wie sich alles gefügt hat und ich bin dankbar, für die Chancen, die sich mir aufgetan haben und mich dahin gebracht haben, wo ich heute bin.

Ich bin hauptberuflich Content Creator. Ich mag den Begriff “Influencer” deshalb nicht, weil es nicht mein Ziel ist jemanden zu beeinflussen. Ich möchte mit meinen Bildern, Videos und Texten andere Menschen mit auf meine Reise nehmen, sie inspirieren oder manchmal auch einfach nur versuchen zum Lächeln oder zum Nachdenken zu bringen.

Das ist ein Job. Ich denke, dass die Menschen, die Content Creating nicht als Job ansehen, wahrscheinlich einfach keine Vorstellung davon haben, was alles dahinter steckt. Wie auch? Es gibt für diesen Beruf nicht die eine Definition oder Jobbeschreibung, wie vielleicht bei einem Model, einer Moderatorin, oder einen Mitarbeiter in einer Marketingagentur. Es ist eben ein neues, kreatives, breit gefächertes Berufsfeld. Hier und da nehme ich und auch andere Content Creator ihre Follower mit in ihre täglichen To Do’s, aber hier möchte ich jetzt mal versuchen alles abzudecken, was für mich dazugehört und wie ein normaler Tag bei mir aussieht, auch wenn kaum einer wie der andere ist.


Ich stehe meist zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr auf, frühstücke erstmal in Ruhe etwas und checke dabei die neusten Nachrichten. Danach fallen die folgenden Dinge in unterschiedlichem Ausmaß und unterschiedlichen Abständen an:

Mails checken und beantworten: Dabei geht es in den meisten Fällen um Kooperationsanfragen und -abstimmungen.

Recherche und Inspiration für neuen Content: Um Output generieren zu können, braucht es auch Input. In erster Linie bekomme ich den durch den Austausch mit Freunden bzw. generell Begegnung mit Menschen. Das regt mich oft zum Nachdenken über mich selbst und meine Geschichte an. In meiner Kirche höre ich oft Predigten, in denen es darum geht Verhaltens- oder Lebensweisen oder die Sicht auf bestimmte Dinge zu hinterfragen. Das fordert mich häufig heraus und inspiriert mich sehr. Außerdem bieten Bücher, Instagram und Pinterest auch immer eine Inspirationsquelle.

Content produzieren: 95 % meiner Bilder macht mein Mann Florian. Das bedeutet, dass er Zeit (und Lust) dafür haben muss. Die Shootings müssen also im Voraus zeitlich geplant und im besten Fall auch durchdacht sein (Location, Outfit, Storytelling, …), um die Zeit bestmöglich auszunutzen und schöne Ergebnisse zu bekommen. Manchmal flutscht es richtig: Das Setting passt. Das Wetter spielt mit. Florian hat richtig Bock und ich hab kreative Ideen. Aber manchmal klappt auch gar nichts: Wir streiten uns nur, haben unterschiedliche Vorstellungen, das Licht passt nicht und ich komm nicht richtig in mood. Ab und zu plane ich auch Wochenenden oder Kurztrips, auf denen wir dann irgendwo versuchen möglichst viele Bilder zu produzieren.

Die Captions oder Blogbeiträge schreibe ich manchmal in einem Zug fertig. Manchmal brauche ich aber auch Tage oder sogar Wochen, in denen ich immer wieder Entwürfe mache, überarbeite oder verwerfe, weil das Schreiben ganz oft auch mit einem persönlichen Prozess zusammenhängt und ich erst dann ein Thema abhandeln kann, wenn ich mit mir selbst darüber im im Reinen bin. Es kommt aber auch ab und zu vor, dass ich ein Bild für meinen Feed plane und mir dabei spontan eine passende Caption einfällt. Generell schreibe ich gern intuitiv und spontan.

Die Stories plane ich natürlich nicht. Die mache ich, wenn mir gerade danach ist oder mir etwas auf der Seele brennt. Häufig gelingt es mir auch gar nicht, die richtigen Worte zu finden und dann lass ich es einfach. Wenn ich Stories vorproduziere, dann für bestimmte Kooperationen.

Fotos aussortieren und bearbeiten: Es vergehen Tage an denen mache ich kaum etwas anderes, weil so viel “brauchbares Material” entstanden ist, dass ich gar nicht mehr aufhören kann. Es war aber auch schon oft genug der Fall, dass bei einem Shooting absolut gar nichts dabei war. Da ich jedoch gern jeden Tag etwas posten möchte, durchforste ich dann auch manchmal Bilder aus älteren Shootings, die evtl. zu dem Thema passen, was mich gerade beschäftigt. Die Bearbeitung mache ich in “Adobe Lightroom CC” (Werbung).

Feed planen: Ich nutze die App “UNUM” (Werbung), um im Voraus die Bilder, die auf meinem Instagramfeed erscheinen, anzuordnen. Ich füge fertige Captions für kommende Posts ein oder passe sie nochmal an.

Aktivität auf Instagram: Ich beantworte Nachrichten, reagiere auf Kommentare, like und kommentiere Content, den ich mag oder supporten möchte. 

Konzepte für Kooperationen erstellen: Ich überlege mir, wie ich ein Produkt oder eine Aktion in Szene setzen möchte, um sowohl meinen Followern, als auch den Kooperationspartnern authentischen und ansehnlichen Content zu liefern. Ich liebe es besonders mir über solche Dinge Gedanken zu machen, da ich Marketing und alles drumherum superinteressant finde und es mir sehr viel Spaß macht.

Kooperationsanfragen stellen: Wenn mich ein Produkt oder ein Unternehmen sehr begeistert und ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen kann, frage ich auch ab und zu Unternehmen nach Kooperationsmöglichkeiten an.

Buchhaltung: Das ist relativ selbsterklärend.

Tja, und weil ich von zuhause aus arbeite, fallen zwischendurch auch immer die ganz normalen Haushaltsaufgaben an. Soweit der kleine Einblick in meine To-Do’s, die an jedem Tag der Woche anfallen.


Ich genieße als Selbstständige viele Freiheiten. Ich kann meinen Arbeitsalltag so gestalten wie ich möchte. Es gibt niemanden, der mir vorschreibt, was ich zu tun habe. Ich liebe das, aber es bedeutet auch, dass ich selbst für mein Zeitmanagement und generell für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich bin. Aber man arbeitet eben auch wirklich selbst und ständig, wie man so schön sagt. Gegen das viele Alleinsein, lässt sich natürlich was machen. Ich treffe mich unglaublich gern mit Freunden, auch wenn mir das meist nur am Wochenende gelingt. Und was das “Ständige” angeht, kann ich nur sagen, dass ich immer noch in dem Prozess bin mich noch besser zu strukturieren. Die Grenze zwischen privat und beruflich verschwimmt eben schneller als man denkt und es bedarf auch einer gewissen Disziplin, das Handy einfach mal wegzulegen, auch wenn ich weiß, dass ich gerade eine wichtige Mail bekommen habe auf die ich schon lange gewartet habe. Generell muss ich aber sagen, dass ich das alles sehr gern mache und als Privileg empfinde. Und wenn du das tust, was du liebst, dann nimmst du es selten wirklich als belastend wahr. So geht es mir zumindest. Klar hab auch ich Hoch- und Tiefphasen, mal ein Inspirationsloch und muss irgendwie den Kopf freibekommen, aber auch das ist irgendwie spannend, weil man immer wieder mehr über sich selbst lernt.

Oft bekomme ich auch die Frage, ob ich von Instagram leben kann. Ich mache das nicht, um reich zu werden und die dicke Kohle zu machen. Ich arbeite, weil ich darin meine persönliche Aufgabe sehe und vielleicht auch ein stückweit meine Berufung. Es ist wichtig zu sehen, dass jeder Mensch unterschiedliche Ansprüche an seinen eigenen Lebensstil hat. Ich brauche das Geld, was ich verdiene, um meine Miete usw. zu zahlen. Da wir eben zu zweit sind und Florian einen festen Job hat, können wir entsprechend unserer Ansprüche leben.

Ich liebe mein Leben. Das liegt besonders auch daran, dass ich meinen Joballtag mit Tätigkeiten fülle, die ich liebe. Ich brauche kein übervolles Bankkonto, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Ich glaube daran, dass Gott einen Plan für mein Leben hat und, dass ich durch ihn immer versorgt sein werde. Ich glaube, wenn man seinen Platz und seine Berufung im Leben gefunden hat, dann ergibt sich der Rest irgendwie von selbst. Wenn man dem nachgeht, wofür man da ist, was man liebt und wofür man brennt, dann klärt sich auch die finanzielle Sorge. Ich denke, seitdem ich weiß, was ich gern mache, generell nicht mehr so viel über Geld nach. Ich brauche das Geld nicht, um glücklich zu werden, da ich schon das tue, was mich glücklich macht.

Im schlimmsten Fall, wenn alles scheitern sollte, dann habe ich immer noch eine abgeschlossene Berufsausbildung, auf die ich jederzeit zurückgreifen könnte. Eine gewisse Sicherheit ist bestimmt nicht verkehrt, aber ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis sollte kein Hindernis dafür sein, seinen Träumen und seiner Berufung nachzugehen.

Warum arbeitest du? Um Geld zu verdienen? Um dir immer neue Sachen und Dinge kaufen zu können, von denen du denkst, dass sie eine Belohnung oder eine Möglichkeit der Auszeit von deiner stressigen Arbeit darstellen? Man sollte sich seinen Job, in dem man in der Regel 40 h/Woche verbringt wirklich gut aussuchen. Ich persönlich möchte meine Energie und Zeit nicht in eine Arbeit investieren, in der ich keinen Sinn sehe. Deshalb bin ich einen neuen Weg gegangen und habe den alten Weg einfach verlassen. Dazu habe ich › hier ‹ auch schonmal einen Blogeintrag geschrieben.

Ich denke jeder sollte sich zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben damit auseinandersetzen, was er im Leben erreichen möchte und was ihn glücklich macht. In meinen Augen besser eher als später, aber besser später als nie. Wenn man erkannt hat, welcher der Weg ist, der einen glücklich macht, gehört zwar eine Menge dazu, diesen dann auch zu beschreiten und eine Veränderung zuzulassen, aber ich durfte selbst schon die Erfahrung machen, dass es sich lohnt.