Die ungeschminkte Wahrheit

Q & A: PILLE UND HAUTPROBLEME

Warum hast du angefangen die Pille zu nehmen und wie lange hast du sie genommen?

Ich habe im Alter von 12 Jahren bereits angefangen die Pille zu nehmen. Zu der Zeit wurde bei mir die Blutkrankheit Immunthrombozytopenie diagnostiziert, was bedeutet, dass meine Blutgerinnung durch erheblichen Mangel an Blutplättchen, den Thrombozyten, deutlich schlechter und langsamer ist, als es normal wäre. Das hatte zur Folge, dass ich dementsprechend auch während meiner Regel sehr stark geblutet habe und die Ärzte deshalb meiner Mama und mir sehr ans Herz gelegt haben, dass ich doch die Pille nehmen sollte, da dies den Blutverlust minimieren kann.

Ich habe die Pille letztendlich über 12 Jahre eingenommen.

Hast du Nebenwirkungen der Pille gespürt?

Ja auf jeden Fall. Anfangs war es mir absolut nicht bewusst, dass es an der Pille lag, aber als ich mich näher mit dem ganzem Thema beschäftigt hatte, wurde mir so einiges klar. Ich hatte, während ich die Pille genommen habe und auch noch mindestens 1-2 Jahre nach dem Absetzen, extreme Stimmungsschwankungen. Das war so extrem, dass ich eine Zeit lang dachte bipolar zu sein. Das klingt jetzt vielleicht sehr übertrieben, aber für mich war es wirklich schwer damit umzugehen, weil ich diese hormongesteuerten Empfindungen in mir nicht wirklich steuern konnte. Ich habe tatsächlich auch immer mal wieder unter depressiven Verstimmungen gelitten. Ich war extrem antriebslos und hatte auf nichts Lust. Ich wollte mich am liebsten nur zu Hause verkriechen und konnte kaum Freude empfinden. Leider war das nicht nur für mich, sondern auch für mein ganzes Umfeld nicht unbedingt leicht und eine sehr herausfordernde Zeit.

Zusätzlich zu den Stimmungsschwankungen hatte ich so gut wie gar keine Libido. Ich verspürte wirklich keinerlei sexuelle Lust, was in einer Ehe natürlich auch nicht gerade schön ist.

Weitere Nebenwirkungen, die ich persönlich auch gespürt habe, aber deren Ursache ich nie mit der Pille in Verbindung gebracht hätte, waren: ständige Übelkeit aus dem Nichts, Kopfschmerzen und einen fast immer vorhandener Blähbauch. Ich hatte wirklich immer super viel Luft im Bauch. So viel, dass es wirklich auch schmerzhaft für mich war, weil mein Bauch so einer extremen Spannung ausgesetzt war und man echt denken konnte, ich wäre im 5. Monat schwanger. Es war einfach alles nicht schön. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie unwohl ich mich auch oft gefühlt habe.

Ich habe also echt alles so ein bisschen mitgenommen. Wobei ich sagen muss, dass ich zum Beispiel nie unter Wassereinlagerungen oder ähnlichem gelitten habe.

Warum dazu entschlossen die Pille abzusetzen?

Ich habe die Pille eben aufgrund dieser Nebenwirkungen abgesetzt und weil ich auch einfach nicht mehr bereit war mir irgendwelche Stoffe zuzuführen, die meinen gesamten Hormonhaushalt durcheinander bringen und zu denen es noch nicht einmal Langzeitstudien gibt. Außerdem war das ganze sehr kostspielig mit der Zeit, weshalb ich noch motivierter war, die Pille abzusetzen. Für mich persönlich hat einfach wirklich nichts mehr dafür gesprochen sie weiter einzunehmen. Auch meine Blutwerte waren inzwischen deutlich besser, als die ganzen Jahre zuvor, da ich in einer Praxis in Behandlung war und sich nach der Behandlung meine Werte so ganz okay eingependelt hatten.

Also habe ich die Pille abgesetzt und die nächsten herausfordernden Probleme kamen auf mich zu.

Wie lange hat es gedauert bis deine Haut sich wieder einigermaßen normalisiert hat?

Nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, habe ich erst einmal meine Regel gar nicht mehr bekommen, ich glaube über ein halbes Jahr nicht und meine Frauenärztin verschrieb mir dann eine neue Pille, die dafür sorgte, dass ich wieder einen ganz normalen Zyklus bekam.

Das nächste “Problem” was auftrat war, dass es keine 3 Monate gedauert hat, bis ich sehr unreine und extrem trockene Haut bekam. Hallo Akne sag ich dazu nur. Das war für mich sehr schlimm, da ich ja während meiner gesamten Pubertät die Pille genommen hatte und somit wirklich nie Hautprobleme hatte. Und jetzt auf einmal musste ich mit meinem Spiegelbild klarkommen, in dem ich nur die Akne auf meinen Wangen wahrnahm. Diese Entzündungen in meinem Gesicht waren wirklich nicht nur entstellend für mich persönlich, sondern auch teilweise sehr schmerzhaft.

Ich habe die Pille übrigens schon zweimal abgesetzt. Beim ersten Mal bekam ich auch schon solche extremen Hautprobleme, dass ich es einfach nicht ausgehalten habe und die Pille direkt wieder genommen habe, bis ich es dann wirklich geschafft und durchgezogen habe beim zweiten Mal. Und hier möchte ich euch dringend davon abraten die Pille häufiger abzusetzen und dann wieder zu nehmen. Das steigert die Thrombose Gefahr extrem und ist wirklich eine starke Belastung für euren Körper!

Hier findet ihr auch einen Beitrag auf Instagram von mir dazu, in dem man im zweiten Part (dem kurzen Video) ein bisschen erahnen kann, wie meine Haut sehr lange aussah:

https://www.instagram.com/p/BqPaqgmH3pk/?igshid=15yt0fnpo0x28

Da ich die Pille über so einen extrem langen Zeitraum eingesetzt habe und das auch meine gesamte Teenager-Zeit lang und dann noch darüber hinaus, hat es auch sehr lange gedauert, bis sich alles wieder eingependelt hat. Ich kann es nicht auf den Tag oder Monat genau sagen, aber ich denke, so 2-3 Jahre waren es auf jeden Fall. Mit meiner Haut habe ich heute noch zu kämpfen, aber das ist auch total verständlich, da ich diesen ganzen Prozess, den man als Mädchen während der Pubertät durchmacht hormonell komplett unterdrückt habe. So muss ich jetzt mit den Folgen leben. Wo wir auch schon beim nächsten Punkt sind.

Wie bekommt man die Hautprobleme nach dem Absetzen wieder in den Griff?

Also, beim Thema Haut scheiden sich wirklich die Geister. Die Meinungen zu dem Thema gehen wirklich stark auseinander und ich glaube, dass man da individuell schauen muss, was zu dem eigenen Hauttypen am besten passt und auch funktioniert. Das kann eben bei all den Hauttypen variieren.

Meine Tipps:

  1. Handtücher sollten mind. alle 3 Tage gewaschen und gewechselt werden – die Bettwäsche am besten gleich mit.
  2. Wenn ihr euch mit Pinseln schminkt, dann sollten auch diese regelmäßig gereinigt werden! Ihr tragt sonst die Keime, die sich darin sammeln immer wieder auf euer Gesicht und die Entzündungen werden noch schlimmer.
  3. Generell solltet ihr versuchen euch so wenig wie möglich zu schminken.
  4. Stress vermeiden, denn auch das kann eine unreine Haut hervorrufen. Man sagt auch, dass die Haut ein Spiegel deines seelischen Zustands ist. Da ist definitiv was dran.
  5. Achtet auf eure Ernährung! Ich habe selbst sehr lange Zeit unterschätzt, was für einen extremen Einfluss meine Ernährung auf meine Haut hat. Sobald ich Alkohol trinke oder zuckerhaltige Lebensmittel zu mir nehme, sehe ich das Resultat in Form von unreiner Haut direkt am nächsten oder übernächsten Tag. Zudem bekomme ich von industriellem Zucker auch immer einen Blähbauch. Generell kann man bei Hautproblemen eine vegane oder zumindest eine Ernährung, in der man auch Milchprodukte minimiert sehr empfehlen. Zumindest hat mir das Reduzieren von Zucker, Alkohol und Milchprodukten sehr geholfen. Zum ganzen Zucker-Thema könnt ihr auch gern mal diesen Beitrag hier lesen.
  6. Ich bin damals zusätzlich regelmäßig zu einer Kosmetikerin gegangen, um meine Haut ausreinigen zu lassen. Das ist sicherlich auch ein wichtiger Part, um seine Haut wieder in den Griff zu bekommen. Versucht das bloß nicht selbst, denn dann entstehen im schlimmsten Fall unschöne Narben. Leider habe ich diesen Fehler selbst auch gemacht und in meinem Gesicht selbst rumgedrückt und trage jetzt Narben in Form von kleinen Löchern in meiner Haut.
  7. Generell: Fasst euch so wenig wie möglich ins Gesicht.
  8. Ein Hauttest kann sehr hilfreich sein, damit man die richtigen Pflegeprodukte für sich findet.
  9. Manchen kann es auch helfen Stoffe wie Biotin, Zink und Curcuma zu suplementieren. Mir persönlich hilft das sehr. Das heißt aber nicht, dass euch das auch helfen muss. Das muss man einfach mal testen.
  10. Ihr solltet euch vor dem Schlafen wirklich immer abschminken und euer Gesicht gründlich reinigen (am besten mit einem Enzymreiniger) morgens und abends.
  11. Seid geduldig mit euch selbst. Euer Körper braucht einfach Zeit, um sich wieder einzupegeln. Lasst euch davon nicht runterziehen und versucht es anzunehmen und zu akzeptieren. DU BIST SCHÖN, egal wie deine Haut vielleicht momentan aussieht! Und alles geht vorbei.

Kommen wir zur letzten Frage, die ja auch viele von euch interessiert und zu der ich auch die Tipps, die dazu von euch kamen, gern weitergeben möchte:

Was kann man gegen Aknenarben machen?

Natürliche Mittel für zu Hause:

  • Zitrone: frischen Zitronensaft pressen, diesen Saft dann auf die betroffenen Stellen geben, alles 10 min einwirken lassen und mit Wasser abspülen – täglich (zum verblassen der Narben)
  • Honig: etwas Honig vor dem Schlafengehen auf die Narbe(n) auftragen, 5 min mit kreisenden Bewegungen einmassieren, über Nacht wirken lassen, am nächsten Morgen abspülen – täglich
  • Apfelessig: 1/4 Tasse rohen und ungefilterten Apfelessig mit 1/4 Tasse Wasser mischen, Wattebausch in Flüssigkeit und damit die Narbe(n) betupfen, 5 min wirken lassen, abspülen – täglich
  • Teebaumöl: 2-3 Tropfen ätherischen Teebaumöls mit einem Teelöffel Mandelöl vermischen und 5 min. einmassieren, 30 min wirken lassen, abspülen – täglich
  • Kokosöl: etwas Kokosöl erwärmen, in betroffene Stellen 5-10 min einmassieren mit kreisenden Bewegungen, mind. 1 h wirken lassen – 2-4 mal täglich wiederholen
  • Vitamin C in Form von Zitronenwasser zu sich nehmen – dazu sollte man 3 l pro Tag trinken, um so von innen zu heilen

Anwendungen bei Experten:

  • Fruchtsäurepeeling bei einem Dermatologen – mehrere Sitzungen und Säuregehalt erhöhen
  • Micro Dermabrasion bei Kosmetiker
  • Micro Needeling bei Kosmetiker – Das habt ihr am häufigsten empfohlen.
  • Lasertherapie

Lasst euch da am besten auch individuell bei eurer Hautärztin oder bei eurer Kosmetikerin des Vertrauens beraten.

Was ich zum Schluss gern noch sagen möchte ist, dass dieser Beitrag nur auf meiner persönlichen Meinung und Erfahrung beruht. Ich bin absolut kein Fan der Pille, weil ich schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Das kann bei dir ganz anders aussehen.

Und ganz wichtig ist, dass eure Haut nicht euren Wert definiert. Eure Haut ist nicht der Maßstab dafür, ob ihr schön oder nicht seid. Wir alle haben unsere “Makel” und dennoch oder gerade deshalb sind wir wunderschön. Pickel und unreine Haut mindern das nicht. Du bist genauso wunderschön und wertvoll und liebenswert mit oder ohne Pickeln. Was wirklich zählt und das klingt sehr platt ist aber einfach wahr, ist deine Ausstrahlung. So wie du dich fühlst und zufrieden mit dir selbst bist, so wirkst du auch auf andere. Und ganz ehrlich, ich habe lieber eine unreine Haut und bin glücklich und ausgeglichener, als eine ebenmäßige Haut zu haben und unter Stimmungsschwankungen und allen anderen Dingen zu leiden.

Deshalb strahlt von innen meine Lieben und lasst den Kopf nicht hängen. Wie wir jetzt alle wissen, gibt es Möglichkeiten unser Hautbild in den Griff zu bekommen und keiner von uns ist damit allein!