Willkommen in 2022. Oh man, was für ein Start den wir da hingelegt haben, aber dazu später mehr. Erstmal möchte ich dir erzählen, was dich hier in meinem Logbuch so erwarten wird. Ich werde mich am Ende jeder Woche hinsetzen und meine Gedanken, Erkenntnisse und Gefühle in Bezug auf meine Mutterschaft, die Selbstständigkeit, die Ehe, Beziehungen im Allgemeinen usw. mitteilen. Eben all die Themen, die bei mir gerade aktuell sind. Ich habe dabei keinen Anspruch an Perfektion, die perfekte Formulierung oder immer die richtige Rechtschreibung. Es ist eine Art öffentliches Tagebuch. Ich glaube nämlich, dass gerade diese Alltagssituationen und Gedanken genau die Dinge sind, in denen sich vielleicht die eine oder andere Frau wiederfindet, vielleicht ja auch der ein oder andere Mann. Wer weiß. Aber zuallererst mache ich das hier für mich. Ich glaube, dass es mir gut tun wird, mir einmal in der Woche die Zeit zum Reflektieren zu nehmen. Ich glaube, dass ich dadurch dieses Jahr wachsen kann und wachsen werde. Ganz persönlich für mich – und du darfst mich auf dieser Reise begleiten, wenn du magst. Schnuppere gern einfach die nächsten Wochen mal vorbei und gib mir gern Feedback, wie du es findest.

Nun aber zum Start in das Jahr 2022. Ich sag’s euch: Den habe ich mir wirklich anders vorgestellt. Sehr viel anders. Gestartet bin ich nämlich mit einem Magen-Darm-Infekt. Sprich: ich saß die meiste Zeit auf Toilette, hab mich unwohl und elend gefühlt und habe meine “Po-Dusche” aus der Wochenbettzeit wieder rausgeholt. Mein kleiner Retter. Ich habe meinen Mann in der Zeit nochmal ganz neu lieben gelernt. Wenn er deine Schlübber im Waschbecken ausspült, bevor alles direkt in der Waschmaschine landet (ihr wisst vielleicht was das bedeutet), dann hast du auf jeden Fall den richtigen Mann an seiner Seite. Den gebe ich nie wieder her. Anstatt sich geekelt davonzustehlen war er einfach nur der herzlichste Ehemann, den ich mir wünschen kann. Er hat mich auskurieren lassen und sich komplett allein um unseren Sohn gekümmert. Mein Held. Ich bin ihm wahnsinnig dankbar und werde die Situation, wie ich weinend in der Badewanne hocke, während er meine Wäsche ausspült niemals vergessen.

Und wie konnte es anders sein… nachdem ich wieder gesund war, ist unser Sohn krank geworden und das war wirklich super anstrengend. Unser Sohn krank, unser zu Hause eine Baustelle und ich komplett lost. So richtig lost. Eigentlich wollten Florian und ich die Zeit nach Weihnachten bis Anfang Januar nutzen, um Brainstorming zu betreiben, wie dieses Jahr wohl aussehen soll. Was sind unsere privaten Ziele und Wünsche und welche haben wir auf beruflicher Seite? Ratet mal, wozu wir nicht gekommen sind…

Hier sitze ich jetzt am 2. Sonntag des Jahres und bin so wahnsinnig frustriert. Ich möchte so gern arbeiten. Das letzte Jahr – gleichzeitig auch das erste Babyjahr, war wahnsinnig hart. Alles musste gleichzeitig passieren. Jeder Lebensbereich fühlt sich so vernachlässigt gerade an. Ich habe das Gefühl, keine gute Ehefrau, Mutter oder Geschäftsfrau zu sein, geschweige denn Freundin. Bei dem Versuch alles unter einen Hut zu bekommen bin ich kläglich gescheitert. Nicht zuletzt konnte ich auch mir selbst nicht gerecht werden, meinen Ansprüchen oder mir mal wirklich Zeit für mich alleine zu nehmen. In jeder freien Minute kreisen meine Gedanken um die nächsten To Dos und all die Dinge, die ich nicht geschafft habe. In denen ich nicht gut genug habe, nicht genug gegeben habe, nicht belastbar genug war…

Du bist nicht genug. Nicht als Mama, Freundin, Ehefrau,… das habe ich mir gestern schon unter Tränen eingeredet. Und ich weiß, dass das Bullshit ist. Ich weiß, dass ich mein Bestes gebe. Und ich fühle mich heute so ausgelaugt, leer, antriebslos. Aber auch dankbar. Ich bin wahnsinnig dankbar für meine Familie. Und ja, ich kann für mich keine sichtbaren Erfolge verzeichnen, was das vergangene Jahr betrifft und daran möchte ich dringend etwas ändern, aber ich habe einen wahnsinnigen Erfolg darin erzielt, dass ich im vergangenen Jahr einen kleinen Sohn zur Welt gebracht, gestillt, umsorgt und ihm all meine Liebe gegeben habe. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass mein Sohn weiß, dass ich ihn über alles liebe und für ihn da bin. Und ganz ehrlich, dafür bekommt man keine Auszeichung, kein Geld und wird nicht Mutter des Jahres. Und vielleicht ist das mein Problem. Meine Liebessprache ist an erste Stelle Lob und Anerkennung. Und genau das bekommt man für so etwas “selbstverständliches” wie die Mutterschaft eben nicht. Dabei ist es so hardcore herausfordernd. Zumindest war es das für mich und ist es noch. Ich musste mich selbst neu finden und herausfinden, was für eine Mama ich überhaupt sein will. Ich muss lernen mich daran zu gewöhnen, dass meine Bedürfnisse nachrangig sind zu denen meines Babys. Das war neu für mich. Selbstlosigkeit wurde mir nicht wirklich beigebracht. Und es ist hart, es auf diese Weise zu lernen, aber ich bin dankbar dafür. Ich bin dankbar, dass ich durch und mit meiner Mutterschaft wachsen und zu einem besseren Menschen werden darf.

So und ich könnte so noch ewig weiterschreiben, aber das hebe ich mir mal noch auf. Bis nächsten Sonntag.

xx Jess