3. Woche
Kennst du das Gefühl, wenn du vor all deinen Problemen und Herausforderungen gern wegrennen würdest? Weit weg von all den Problemen und Herausforderungen des Lebens. Als Kind wollte ich unbedingt erwachsen sein. Ganz schnell bitte erwachsen sein. Heute, da möchte ich so gern einfach mal wieder Kind sein. Kind sein und spielen und diese Geborgenheit und Sicherheit verspüren. Diese Leichtigkeit und Gewissheit, dass Mama und/ oder Papa das schon alles hinbekommen. Tja, der Zug ist wohl abgefahren. Jetzt bin ich die Mama und wir die Eltern, die das alles schon irgendwie schaffen und hinbekommen müssen. Kein Weglaufen mehr. Jetzt heißt es durch den Sturm gehen. Nicht leicht, aber notwendig. Die Schule des Lebens.
Wir befinden uns gerade in einer Phase des Suchens. Das ist auch so ein Ding der 20ger, oder?! Ich hoffe, dass ich mich und wir uns mit 30 angekommen fühlen im Leben und mit dem, was wir tun möchten, denn diese Phase des Suchens ist sehr anstrengend. Aber aus diesem Suchen wird ein Finden und aus dem Finden ein Machen werden. Das gibt doch Hoffnung.
Finanzielle Sorgen, nicht zu wissen wie es weitergeht, Schlafmangel, keinerlei Zweisamkeit und immer nur am Limit zu laufen, das kann einen schon ganz schön auslaugen.
„Wenn du etwas wirklich willst, dann klappt das auch“ – das sagen doch auch nur die Menschen, deren Träume sich bereits erfüllt haben und die gerade ein Hoch erleben, oder?! Und warum hört man so wenig von den Menschen, die gerade am Anfang stehen? … von denen, die träumen und sich noch auf dem Weg befinden. „Der Weg ist das Ziel.“ Auch wieder wahr. Wir befinde uns auf der Reise des Lebens und jeder einzelne Tag ist ein Geschenk. Ein unbeschriebenes Blatt in dem Buch unseres Lebens. Wenn ich mir das so vorstelle, dann verschwindet meine Trübseligkeit irgendwie direkt. Man kann etwas ändern. Jeden Tag aufs neue.
Ich befinde mich gerade wohl eher in keinem Hoch, aber ich weiß, dass nach jedem Tief ein Hoch folgt. Darauf freue ich mich schon jetzt. Ich kann meine Umstände vielleicht nicht alle direkt ändern und verbessern, aber ich habe die Macht darüber sofort und gleich zu ändern, wie ich meine Umstände sehe und wie ich mit ihnen umgehe.
Ich laufe am Limit. Soziale Kontakte bleiben beim Familieernähren und um den Sohn kümmern gerade eher auf der Strecke. Familie sehen, das bekommen wir noch hin und dafür bin ich so unendlich dankbar, aber Freunde? Und ich habe mich immer gefragt, warum unsere Eltern nicht so viele Freunde hatten. Tja, heute bin ich schlauer. Wenn man arbeitet und eine eigene kleine Familie hat, dann muss man denke ich lernen Abstriche zu machen und auch lernen „Nein.“ zu sagen. Nicht nur zu den Menschen, mit denen ich mich gern häufiger umgeben würde, sondern auch zu mir selbst. Man kann nicht alles haben im Leben und darauf kommt es auch gar nicht an! Was möchte ich denn von meinem Leben? Auf was möchte ich zurückblicken? Und was kann ich dafür tun, mehr davon in meinem Leben zu haben, was mir wichtig ist un weniger von dem, was mir nicht so wichtig ist? Prioritäten zu setzen ist da wahrscheinlich entscheidend. Nein, du kannst nicht alles haben, aber das, was du hast, ist alles, was du brauchst. Ja, dein Leben ist jetzt ein anderes als Mama, als das zuvor und ganz ehrlich, es ist zwar anstrengender, aber auch so viel schöner. Es war und ist mein Traum, unser Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Man kann doch auch mal innehalten und sich vor Augen führen, welche Träume schon alle in Erfüllung gegangen sind, anstatt direkt wieder neue Träume und Ziele zu forcieren. Innehalten und genießen.
Ich weiß auch nicht, ob es so förderlich ist, sich in einer Phase die nicht leicht zu sein scheint, auch noch Instagram-Stories von Paaren und Familien anzuschauen, die gerade Urlaub machen auf den Malediven, auf SriLanka oder an anderen paradiesischen Orten. Ich habe wirklich direkt beim schauen der Stories nach Flügen gegoogelt, um einige Minuten später festzustellen, dass das gerade überhaupt nicht möglich ist, weder finanziell noch zeitlich. Ach ja und Urlaub mit Kind – ist das überhaupt richtiger Urlaub? Kommt auf das Kind an, oder?
Vielleicht wird die nächste Woche besser als die letzte. Mehr Struktur, mehr Kompromissbereitschaft, mehr Bereitschaft für Spontanität. Eine Babysitterin. Zumindest für ein paar wenige Stündchen. Das ist doch ein Anfang oder? Warum alles auf Anfang setzen am 01.01. eines Jahres. Wenn man das Gefühl hat, man braucht Veränderung und einen kleinen Neustart, dann los. Dazu ist jeder einzelne Tag gut. Dazu braucht man keinen 01.01..
Du darfst traurig und erschöpft sein. Du darfst aber auch dankbar sein einen Job zu haben und die Möglichkeit zu haben dich selbst zu verwirklichen. Du darfst das Gefühl haben Job und Kind nicht gleichermaßen gerecht werden zu können. Du darfst darauf hoffen, dass es besser wird. Und das nicht erst in 3 Jahren. Du darfst etwas ändern. Du darfst dich vielleicht auch besser Strukturieren und die dadurch bewusst kleine Auszeiten schaffen.
Was hatten Florian und ich Anfang des Jahres beschlossen? Ach ja, dieses Jahr sollte im Zeichen unserer Ehe stehen. Nun ja, darin bin ich bis jetzt wohl eher gescheitert. Weniger nur mich sehen, mehr an uns denken. Ein Wir. Wir als Team. Dann geht alles leichter.
Ich weiß, dass ich mir, um positiv zu bleiben öfter vor Augen führen darf, für ich dankbar bin. Ich zu allererst dankbar für eine gesunde Familie. Ich bin so wahnsinnig gesegnet mit mit meinem Sohn und meinem Ehemann. Aber nicht nur meine Familie im engeren Sinne ist für mich ein großer Schatz im Leben, sondern auch die im weiteren Sinne. Das ist nicht selbstverständlich, dass wir uns alle so gut verstehen und ich liebe es, dass ich zu dieser Familie gehören darf.
Wofür bist du besonders dankbar? Hast du dich das heute schon gefragt?
Bis nächsten Sonntag.
xx Jess