Woche 9

Ich lese gerade ein Buch, welches mich gedanklich in eine Zeit versetzt, in der ich mich so klein, verloren und verlassen gefühlt habe. Eine Zeit, in der ich einer Beziehung nachtrauerte, die es absolut nicht wert war.  Nächte, die ich damit verbrachte dem zu schreiben, der mich verlassen hatte. Verletzlich und klein. Einsam.

Wie viele junge Mädchen mag es da draußen wohl geben, die genau das jetzt fühlen? Wie viele junge Mädchen und auch Jungen wissen nicht wie wertvoll sie sind? Wie viele Teenager gibt es wohl da draußen, denen jemand zum Reden fehlt, zum Anlehnen, zum Zuhören und zum Ratschläge, Mut und Wert zugesprochen bekommen?

Du bist wertvoll. Du bist sowas von gewollt und genug. Du bist einzigartig. Du bist eine wunderschöne Blume und wer das nicht erkennt ist keine Träne wert. Du bist ein Geschenk des Himmels. Wir alle sind das. Aber bekommen wir es auch alle zugesprochen?

Gerade die Pubertät ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Zumindest war sie das für mich. Eine Zeit, in der man Halt, Anerkennung, Orientierung und Liebe sucht. Ich suchte Liebe. Vergeblich. Verletzt werden und andere verletzten, bevor man selbst wieder verletzt wird. Herz verschließen und Herz wieder öffnen. Verletzt werden. Tausende Anrufe, die nicht angenommen werden und unzählige SMS verschicken. Keine Liebe kam zurück. Alleinsein.

Das Alleinsein als etwas Wertvolles zu empfinden, das konnte ich nicht. Alleinsein bedeutete für mich die bloße Einsamkeit. Schmerzhafte Einsamkeit. Trubel, Action, viel zu viele oberflächliche Freundschaften. Hauptsache nicht allein sein. Hauptsache nicht allein sein und den Schmerz all der Verletzungen spüren, die mir zugefügt wurden. Die Narben waren tief.

Meine Narben durften heilen. Es hat Jahre gedauert. Viele Jahre. Manches ist vielleicht immer noch verdrängt. Aber heute geht es mir gut. Heute weiß ich, was echte Liebe ist. Heute weiß ich, dass ich geliebt bin und dass ich mir Liebe nicht verdienen kann oder muss. Heute weiß ich, dass ich es wert bin geliebt zu werden. Heute weiß ich, dass ich wertvoll bin. Heute kenne ich meinen Wert und meine Identität.

Mein Wunsch ist es, dass andere junge Menschen nicht erst in ihre Zwanziger kommen müssen, um das zu verinnerlichen. Ich spreche meinem Sohn schon jetzt seinen Wert zu und kann nur hoffen, dass ihm solch schmerzhafte Erfahrungen, wie ich sie durchlebt habe, erspart bleiben.

Das Wichtigste für mich ist, schon allein für meinen Sohn, meine Ehe zu pflegen und unseren Rasen immer schön zu wässern und zu düngen. Ich möchte unserem Sohn vorleben, was Liebe bedeutet. Ich möchte meinem Sohn vorleben, wie wichtig gute und richtige Kommunikation ist und ich möchte meinem Sohn vorleben, wie eine Beziehung durch den Glauben noch gestärkt werden kann.

Vielleicht werde ich meine Geschichte irgendwann mal aufschreiben. Meinen Weg. Vielleicht wird auch das ihm zeigen, wovor ich ihn beschützen möchte. Sicher muss er seine eigenen Fehler machen, aber ich werde mein Bestes dafür geben, ihn dabei zu begleiten und immer für ihn da zu sein.

Bis nächste Woche.

xx Jess