Wieder eine Woche ist ist vergangen. Eine Woche in der ich so viel erlebt habe, wie gefühlt und den letzten Monaten nicht. Jetzt, wo wir geboostert sind und unsere 3. Impfung schon eine Weile haben, haben wir und dazu entschlossen unsere sozialen Kontakte wieder aufleben zu lassen. Ich merke, dass die letzten zwei Jahre der Pandemie mir doch sehr viel mehr zugesetzt haben, als ich immer dachte. Ich dachte, dass es für mich nicht so schlimm wäre meine Kontakte auf das Minimum zu beschränken. Das war ein Irrtum. Unterbewusst hat es doch mehr mit mir gemacht. Das soll jetzt aber ein Ende haben. Ich möchte selbst dafür sorgen, dass der Frühling so langsam auch wieder in mein Herz und in mein Leben einkehren kann.

Freunde treffen, die man viel zu lange schon nicht gesehen hat stand diese Woche auch auf dem Programm. Vor dem Treffen hatte ich ein kleines ungutes Gefühl, da es mit diesen besagten Freunden vor einer ganzen Weile eine kleine Auseinandersetzung gab, auf die dann Funkstille folgte. Dann aber auch nach einer Weile die Versöhnung und Verzeihen mit dem Versprechen, dass man sich wieder mehr sehen würde. Und dann, ja dann kam Corona und das Versprechen konnte nicht gehalten werden. Ist die Freundschaft zu Ende? Das war die Frage, die ich mir immer wieder stellte. Hoffentlich nicht. Vielleicht braucht es nur Zeit? Dann diese Woche das Wiedersehen. Ein Wiedersehen, als hätte es diese Funkstille nie gegeben. Wir fuhren mehr als glücklich nach Hause und ich stürzte mich von einem emotionalen Freundetreffen zum nächsten aufregenden Event, der Pyjama-Übernachtungsfeier mit meiner besten Freundin. Pyjama-Übernachtungs-Party OHNE unsere Kinder. Nur wir, ein Haufen Süßigkeiten, eine große Leinwand und ein Aperol Spritz. Wir erlebten eine so lang vermisste Leichtigkeit an diesem Abend. Irgendwie wie früher. Ich hab mich echt gefühlt als wären wir nochmal 14 Jahre alt und würden wie die Teenager rumalbern. Herrlich! Es war ja aber gleichzeitig auch meine erste Nacht ohne Kind und es fühlt sich so gut an irgendwie. Zu gut? Sollte ich meinen Sohn nicht mehr vermissen? Sollte ich mir nicht mehr Gedanken machen oder gar ein schlechtes Gewissen haben? Er braucht mich doch! Oder ist es nicht doch okay? Zum Frühstück, da sehen wir uns dann auch schon wieder. Ich hatte mir das Wiedersehen irgendwie sehr viel emotionaler vorgestellt,  aber ich hatte den Eindruck, als würde es meinen Sohn gar nicht gestört haben und als wäre ich nie weg gewesen fing er direkt zu spielen und umherkrabbeln an. Ich bekam weder besondere Beachtung noch ist er sauer oder dergleichen auf mich gewesen. Warum trifft mich das? Abnabelungsprozess? Trifft es mich so sehr, dass mein Sohn mich nicht 24/7 braucht? Ich bin doch seine Mama. Ich freue mich so sehr, dass diese Übernachtung ohne ihn bei meiner Freundin so easy möglich war und dann wieder doch nicht. Verwirrend und dumm irgendwie. Aber vielleicht auch ganz normal. Gefühlschaos einer Mama.

Dann hatte ich diese Woche mal wieder mit meinen Verlustängsten zu kämpfen. Dazu habe ich auch vor ewigen Zeiten schon einen eigenen Beitrag geschrieben: https://jesswayoflife.com/verlustangst/

Ich habe mich mit meiner Mami Gruppe getroffen und lag abends im Bett, während ich meinen Sohn in den Schlaf begleitete und fragte mich, ob die anderen mich überhaupt mögen würden. Ich hinterfragte alles, was ich erzählte, wie ich mich gab und ob ich nicht zu aufdringlich, vorlaut, anstrengend oder gar nervig für die anderen sei. Ich fing wieder an mir selbst Lügen über mich einzureden. Da ich aber mittlerweile die Muster meiner Angst kenne, weiß ich auch, wenn es einfach irrational wird und wusste in dem Moment, dass es Bullshit ist, was ich mir da einrede. Dieses Dauergefühl geliebt werden zu wollen und die damit verbundene Angst zurückgewiesen zu werden, nicht gut genug zu sein sitzt tief. Ich weiß, woher diese Gefühle kommen und ich weiß, dass diese Gedanken wie eine Art Schutzmantel fungieren sollen, dass mein Kopf mich vor Verletzung beschützen möchte, in dem ich erst gar keine Bindungen zulasse. Aber das werde ich nicht zulassen. Ohne das Risiko einzugehen verletzte zu werden, würde ich auch niemals Liebe und echte Freundschaft erfahren können. Wenn ich mich meinen Ängsten hingeben würde, dann wäre mein Leben ein einziger kalter grauer Winter. Aber das ertrage ich nicht, das möchte ich nicht. Ich werde in dieser Welt niemals frei sein von Verletzungen und Schmerz, das ist unmöglich. Ich möchte es riskieren, Menschen an mich heranlassen, mein Herz weit aufmachen und die Sonnenstrahlen, den Frühling und den Sommer in mein Leben lassen. Diese „Schutzgedanken“ sind okay, aber ich lasse sie keinen Anker legen, sondern lasse sie weiterziehen. 

Ach und dann noch mehr Aufregendes: am Sonntag fand die Einsegnung unseres Sohnes in unserer Kirche statt. es war so bewegend, schön. aber auch echt stressig. Eine einzige Reizüberflutung für unseren Sohn. Irgendwie habe ich mir den Tag entspannter vorgestellt. Ich hatte irgendwie den ganzen Tag das Gefühl keinem der angereisten Gäste nur ansatzweise gerecht werden zu können und dann Essen gehen mit einjährigen Kindern – Katastrophe. Ich war so dankbar, dass sich unsere Liebsten die Zeit genommen hatten dabei zu sein und sie sind teilweise wirklich weit gefahren und dann hatten wir für keinen so wirklich Zeit. Schwierig. Aber im Grunde genommen ist es ja immer so an solchen besonderen Tagen, wenn viele Leute da sind. Keine Ahnung, was ich mir dachte oder wie ich so eine andere Vorstellung davon haben konnte. Ich vergesse auch oft vorher, dass das Leben mit Kind sowieso schon unberechenbar ist. Und das ist auch sehr schön und aufregend so. Langeweile kenne ich seit seiner Geburt nicht mehr.

Was für eine Woche also. Alles sehr viel und aufregend. Ich bin gespannt, was die kommende Woche so bringen wird.

xx Jess